Die Raumtemperatur hat großen Einfluss auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Mitarbeitende wollen weder im Winter frieren noch bei hohen Temperaturen im Sommer schwitzen. Formale Richtwerte für die optimale Temperatur in Arbeitsräumen liefert u. a. die ASR A3.5 (Technischen Regeln für Arbeitsstätten, ASR). Demnach sollte die Raumtemperatur bei leichten bis mittelschweren Arbeiten im Sitzen ca. 20 °C betragen, im Stehen oder Gehen ca. 17–19 °C. Bei schweren körperlichen Arbeiten können bereits 12 °C als ideale Temperatur ausreichend sein. In Büroräumen wird meist eine Raumtemperatur zwischen 21° C und 22° C als angenehm empfunden und entsprechend empfohlen. Bei hohen Außentemperaturen sind Werte bis zu 26° C im Büro zulässig, wenngleich diese hohen Temperaturen zulasten der Konzentrationsfähigkeit und Produktivität gehen.
Die Raumtemperatur wird von Menschen sehr unterschiedlich wahrgenommen und kann z. B. durch Alter oder Gesundheitszustand ebenso beeinflusst werden wie durch Gewohnheiten und kulturelle Unterschiede. Um sich leichter auf eine für alle Mitarbeiter angenehme Temperatur einigen zu können, hilft es, die eigene Kleidung anzupassen: Während leicht fröstelnde Menschen sich auch im Büro wärmer anziehen sollten, fühlen Mitarbeitende, denen es im Büro oft zu warm ist, sich in dünnerer Kleidung wohl.
Ebenso subjektiv ist die Wahrnehmung der Luftgeschwindigkeit am Arbeitsplatz, die auch das Empfinden der Raumtemperatur mit beeinflusst. Abhängig vom Turbulenzgrad (Schwankung der Luftgeschwindigkeit), der Lufttemperatur und der ausgeführten Tätigkeit sollte die Luftgeschwindigkeit bei ca. 0,1 m/s bis 0,15 m/s liegen, kurzzeitige Werte bis 0,2 m/s sind akzeptabel und verursachen in der Regel noch keine Zugluft. Um diese zu vermeiden, sollten z. B. bei der kontinuierlichen freien Lüftung gekippte Fenster so eingestellt sind, dass sie keine Zugluft verursachen.
In Büroräumen wird „schlechte Luft“ hauptsächlich durch die dort arbeitenden Menschen verursacht (z. B. Ausatmen von Kohlenstoffdioxid, Geruchsstoffe). Außerdem kann es zu Ausgasungen aus Baumaterialien oder Einrichtungsgegenständen in Form von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC – Volatile Organic Compounds) kommen. Erhöhte Ozonwerte können z. B. infolge älterer Drucker und Kopierer auftreten, sind in modernen Büros allerdings nur noch selten zu beobachten.
Einen eindeutigen Nachweis des sogenannten Sick-Building-Syndroms gibt es übrigens nicht. Dabei vorkommende Symptome wie tränende Augen, gereizte Schleimhäute, Kopfschmerzen, trockene und juckende Haut, Unwohlsein und Abgeschlagenheit legen die Vermutung nahe, dass diese maßgeblich auch durch eine zu geringe Luftfeuchte verursacht werden könnten.
Vor allem im Winter treten die oben genannten Symptome bei Büroarbeitenden häufig auf. Hinzu kommt, dass eine zu geringe Luftfeuchtigkeit die Anfälligkeit für Grippeinfektionen erhöht. Auch Keime verbreiten sich bei zu trockener Luft rasant, weil sie dauerhafter schwebefähig sind und damit länger in der Raumluft verweilen. Zudem sind diese Keime über einen längeren Zeitraum ansteckend, da sie bei trockener Luft austrocknen und regelrecht konserviert werden.
Zu feuchte Luft kann wiederum zu Schimmelbildung führen, es gilt also auch hier der im wahrsten Sinne des Wortes gesunde Mittelweg: Für ein gutes Raumklima wird – bei optimaler Raumtemperatur – eine relative Luftfeuchte von ca. 40–60 % empfohlen. Um sowohl Luftqualität als auch Luftfeuchtigkeit zu verbessern, hilft vor allem regelmäßiges Lüften, entweder als kontinuierliche Lüftung oder als Stoßlüftung. Während normale Büroräume ungefähr einmal pro Stunde gelüftet werden sollten, empfiehlt die ASR A3.6 Lüftung in Räumen mit vielen Personen (z. B. Meetingräumen) eine Lüftung alle 20 Minuten: im Sommer 10 Minuten lang, im Frühling/Herbst für 5 Minuten, im Winter reichen i. d. R. 3 Minuten. Reicht diese sogenannte freie Lüftung nicht aus, um die Luftwechselraten zu erfüllen, so können – ausgehend von einer Luftwechselmessung – weitere Maßnahmen empfohlen werden, unter anderen die Nutzung einer raumlufttechnischen Anlage (RLT-Anlage).
Hanna-Maria Greve
Planung & Innenarchitektur